into the dead sky

into the dead sky

Der beste Samstagabend, den man sich vorstellen kann. Was ist eigentlich aus meinem Leben geworden? Es ist nicht Samstag, sondern Donnerstag, aber das ist auch überhaupt nicht wichtig, heute ist morgen ist übermorgen oder wie war das. Was hab ich an für sich auch noch zu erwarten, hier auf meinem x-beliebigen Sofa in meiner x-beliebigen Stadt in meinem x-beliebigen Leben. Ja, wenn man diese Gedanken hat, die einem Kopfschmerzen machen und einen ganz langsam aus seinem Körper heraus, neben sich treten lassen, dann hat man möglicherweise die Chance an diesem x-beliebigen Tag etwas über sich selbst zu lernen. Das hat nichts mehr mit abgeschmackten Songtexten zu tun und Sätzen, die man sich irgendwo in seinem Papierkrieg unterstreicht, sondern hier geht es um eine fundamentale Wahrheit, die fernab von empfindungsfixierter Popweisheit liegt. Viele Menschen haben viel über Liebe und Verlust, das Leben, den Tod, Gott und das wie auch immer geartete Gegenteil geschrieben, gesungen, gelitten und vielleicht sogar verstanden, aber was hilft mir das hier auf meinem roten Sofa mit meiner Frage und meiner Dummheit. Vielleicht bin ich zu dumm, um das alles zu verstehen, aber ich weiß, dass meine Antwort nicht wichtig ist. Also dieser Donnerstag, Samstag, was auch immer ist wieder ein Tag, an dem mir einfällt, dass ich mich mal anders gefühlt habe und zumindest erahnt habe, was für mich Sinn macht. Ich sitze hier und ertrinke in meiner Sinnlosigkeit, die ich kaum erklären kann. Meine Freundin hat mich verlassen. Ja und wie geht’s weiter? Hunderte Freundinnen verlassen jeden Tag irgendwen, hunderte von trauerschweren, schlechten Popsongs werden darüber geschrieben, jeden Tag. Was ist der Punkt? Den Punkt hab ich vergessen, aber ich hab sie nicht vergessen und das ist mein schlechter Popsong. Wen interessierts. Nur nicht den Kopf drehen und das Bett sehen, in dem sie geschlafen hat, das killt am meisten. Nein, das T-shirt, das sie hier vergessen hat, was ganz weit hinten im Schrank liegt und nur in wirklich schwachen Momenten mal wieder in die Arme genommen wird. Aus gutem Grund. Ein hässliches Metal-Shirt, dessen verschnörkelte Schrift niemand lesen kann und die Bosheit einem fast ins Gesicht springt, scheint mir das sinnvollste und schönste Kleidungsstück überhaupt. Ich bin ein Vollidiot. Ich bin ein Schwächling. Einfach weiteratmen, aufraffen, drüber weg sein. Drüber weg kommen. Ist müßig über verlorene Liebe nachzudenken, sie kommt ja doch nicht wieder. Die Frau oder zumindest die Liebe. Oder umgekehrt. Man soll sich ja auf die positiven Dinge konzentrieren. Mein Studium, auch wenn ich mich gerade kaum daran erinnern kann was ich studiere. Und überhaupt wo steht mein rotes Sofa nochmal? Ich hab noch meine Freunde und sonst wohl auch noch eine ganze Reihe sozialer Beziehungen. Mein Gott, wie meine Freunde sie geliebt haben. Und warum auch nicht. Sie war witzig. Oh nein, nicht an sie denken, als sei sie tot. Sie ist witzig. Wäre besser, wenn sie tot wäre, dann dürfte ich sie noch lieben. Böse, verdammt. Diese platten Sätze in einer SMS, auf der ersten Seite eines Romans – Du bist alles für mich. Ich hab das nie so gemeint. Sie ist nicht alles für mich und war es nicht. Aber scheiße, sie ist das was Sinn macht. Sie ist nicht alles, aber ein Teil von allem, sie ist der Punkt bei allem. Sie ist das Gelbe vom Ei, das Blaue vom Himmel und warum benutzt man immer Farben für diese Sprichwörter. Was hat mein Leben mal gut gemacht? Mein Leben war mal gut ohne sie. Der Himmel war mal blau ohne sie. Obwohl ich mich kaum daran erinnern kann wann der Himmel zuletzt blau war. Ich wage einen Blick aus dem Fenster und der Himmel ist schwarz. Ja dunkel und so, Tageszeit auch vergessen. Ist auch nicht wichtig. Aber wer gibt mir das Blaue vom Himmel zurück, sie hat es mitgenommen und wie soll man das auch ersetzen. Sie hat die Wahrheit aus meinem Leben geklaut und es zu etwas Surrealem gemacht, was ich kaum noch erkennen kann. Ist auch egal wie lang ich in den Himmel schaue, der gute Teil fehlt, der Teil, der alles ausmacht und definiert. Jetzt ist oben unten und sowieso alles gleich. Grauer Himmel, graues Leben. Wenn das Gute, das Interessante an dir weg ist, dann bist du ein Geist. Ich bin ein Geist und ich kann mir noch hundert schlechte Metaphern dafür ausdenken, ich kann an diesem Donnerstag noch hundert Bands über mich singen lassen, noch hundert Mal die Gitarre in die Hand nehmen und sie wieder zurückstellen, weil sowieso nichts Gutes rauskommt, aber was solls. Ist sowieso müßig über verlorene Liebe nachzudenken und die einzige Wahrheit, die ich wirklich erkannt habe.